Wanderung unter erschwerten Bedingungen
Nach der turbulenten Nacht mit einem Umzug in ein neues Motelzimmer bei Gewitter und strömendem Regen sind wir am 14.05.2023 alles andere als fit. Eigentlich wollten wir möglichst früh in unsere Wanderung zum Peekaboo Loop starten, die immer zu den Höhepunkten unserer Reisen gehört. Stattdessen trudeln wir gegen 8 Uhr gerade mal zum Frühstück ein, wo wir prompt auf unseren Landsmann treffen, der uns am Tag zuvor das letzte Zimmer im Erdgeschoss weggeschnappt hat. Der hat keine Ahnung, was ihm da ergangen ist.
Ansonsten legen unsere Landsleute nicht unbedingt die Disziplin und Korrektheit an den Tag, die man Deutschen immer nachsagt. Da werden Thermoskannen mit heißem Kaffee und Tee aufgefüllt und einige schieben auch Getränkedosen und Essen ein. Meine Bemerkung, dass das in Deutschland Diebstahl wäre, interessiert nicht. Das ist es in den USA sicher auch. Aber wo kein Kläger, da kein Richter. Und uns geht das auch nichts an. Also sage ich ab jetzt nichts mehr.
Verschlammter Wanderweg
Als wir um 9 Uhr bei windigen 6° C (42,8° F) den Bryce Point erreichen, sind noch viel Parkplätze frei und es sind auch nur wenige Hiker unterwegs, vielleicht wegen dem extrem schlammigen Wanderweg, der dank Wanderstöcken kein größeres Problem darstellt, zumindest, solange man bergab geht. Ein Wanderer, der uns entgegenkommt, ruft uns schon von weitem zu, dass wir ihn bitte vorbei lassen sollen, weil er bergauf geht. Das ist natürlich von Haus aus anstrengender als bergab, aber unter diesen Bedingungen wirklich nicht mehr besonders erfreulich. Wir lassen ihn natürlich vorbei.
Das Gehen wird immer mühsamer
Langsam wird auch das Bergab-Gehen immer mühsamer und ich überlasse das Fotografieren erst mal Manfred. Wir machen ohnehin immer viel zu viele Fotos. Der Rekord im Bryce Canyon liegt bei 800 Fotos in 5 Stunden im am 09.07.2007. Diese Gefahr besteht heute nicht. Unsere Wanderschuhe werden immer schwerer. Abputzen macht auch keinen Sinn, weil sie gleich wieder schlammbedeckt sind. Außerdem kriegen wir den Dreck ohne Bürste eh nicht mehr runter.
Kein Blick mehr für die grandiose Umgebung
Bildergalerie
Die Anzahl der Wanderfreudigen nimmt immer mehr zu. Einige laufen einfach nur durch, ohne Blick für die grandiose Umgebung, die für die ganzen Strapazen entlohnt. Für sie gilt vermutlich nur die sportliche Leistung. Bei der Abzweigung des Loops entscheiden wir uns für den Navajo Loop, auf dem wieder sehr viel los ist. Wir fragen uns, wie die blütenweißen oder neonfarbenen Turnschuhe der vielen Kinder und jungen Leute aussehen, die hier frohgemut und nichtsahnend in dieses Schlammabenteuer starten und sich auch nicht von dem einsetzenden Regen und zunehmenden Wind abhalten lassen. Anfangs lässt sich auch die Sonne immer wieder blicken, bevor sie sich endgültig hinter den dichten Wolken versteckt und dem Aprilwetter ein Ende bereitet.
Als wir gegen 12 Uhr nach nur 2:40 Stunden am Trailhead des Navajo Loops ankommen, ist der Parkplatz so voll, dass eine Rangerin den Verkehr regeln muss. Immerhin kommt kurz darauf das kostenlose Shuttle an, das uns zunächst zum Visitor Center bringt, wo wir in dem angeschlossenen Geschäft eine Bürste für unsere Schuhe kaufen.
Erinnerungen an Diashows
Im Shuttle, das uns anschließend zu unserem Auto zurückbringt, erzählt der Fahrer die Story, die ich in unseren Diashows immer beim ersten Bild des Bryce Canyon erzählt habe. Angeblich war der trockene Kommentar eines Ranchers namens Bryce, der hier vor langer Zeit gesiedelt hat, soll beim ersten Anblick der bizarren Felsformationen: „It’s a hell of a place to loose a cow“. („Das ist echt ein verdammt schlechter Ort, um eine Kuh zu verlieren“). Passend zu dieser Einschätzung haben wir natürlich bei unserem ersten Bild eine Kuh in den Wanderweg rein montiert.
Und so hänge ich auf der Rückfahrt zum Bryce Point Erinnerungen an längst vergangene Zeiten nach, die ich nicht missen möchte und die der Grund für den Namen unserer ersten Webseite ist: https://dia-faszination-natur.de.