Queens Garden – kurz und schmerzhaft
Der 13.05.2023 beginnt mit einem gut sortierten Frühstücksbuffet und einem extrem schlecht gelaunten jungen Mann, der sichtlich lustlos die Tische abräumt und abwischt und auch mal lautstark auf seine Anwesenheit aufmerksam macht, indem er Stühle oder auf den Tisch knallt.
Auch Manfreds Laune verschlechtert sich schlagartig, als er unseren Landsmann entdeckt, der uns am Tag zuvor das letzte Zimmer im Erdgeschoss weg geschnappt hat. Wir können zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, dass das schon bald ein echtes Problem werden sollte, das aber Stoff für eine interessante Story in diesem Reisebericht abgegeben hat. Und so sehe ich nach wie vor kein großes Problem darin, dass wir unser Gepäck in den 1. Stock schleppen mussten und bei der Abreise natürlich wieder runter tragen müssen – bzw. schon deutlich früher, wie sich später herausstellen sollte.
Stimmung ist nicht optimal
Aber genau genommen war die Stimmung schon vor dem Frühstück nicht optimal und das hat nichts mit unserem Motelzimmer zu tun, sondern eher damit, dass ich einige Tage zuvor bei der Wanderung zu den Emerald Pools im Zion Nationalpark und am Tag zuvor im Red Canyon bei einer sehr kurzen Wanderung Probleme mit dem unwegsamen oder steilen Gelände hatte, ich seit einigen Tagen wieder meinen linken Fuß spüre, der nach mehreren Verletzungen immer wieder Probleme macht (im Mai 2023 mussten wir wegen einer erneuten Verletzung sogar unsere letzte USA-Reise abbrechen) und wir noch mehrere deutlich längere Wanderungen in unwegsamen und/oder steilem Gelände geplant haben. Aber dafür habe ich schließlich meine Wanderstöcke dabei. Ich muss sie dann halt auch hernehmen und nicht im Auto liegen lassen.
Der Queens Garden im Bryce Canyon ist weder steil noch schwierig und fällt eindeutig unter die Rubrik „Genusstour“, vor allem wegen der grandiosen Umgebung mit all diesen bizarren Felsformationen, die alle Strapazen vergessen lassen. Und so starten wir um ca. 9:15 Uhr mit einer gewissen Vorfreude in die Wanderung, die Tour immer zu den Höhepunkten unserer Reisen gehört hat.
Hirsche neben No Hunting-Schild verbessern die Stimmung
Der erste Höhepunkt dieses Tages sind die 6 Hirsche, die auf dem Weg zum Bryce Canyon ausgerechnet neben dem Schild mit der Aufschrift „No hunting“ (Jagen verboten) stehen. Besser geht’s nicht. Also würden die Vierbeiner den Jägern den Finger zeigen.
Trubel und schmerzender Fuß drücken auf Stimmung
Auf der nachfolgenden Wanderung würden wir am liebsten öfter mal jemandem den Finger zeigen. Es ist wieder extrem viel los und es sind auch viele extrem schlecht ausgerüstete Hiker sowie Familien mit kleinen Kindern unterwegs. Der Trubel nervt gewaltig und der schmerzende Fuß nervt natürlich noch viel mehr. Aber der wird zum Glück durch den Einsatz der Wanderstöcke so weit entlastet, dass ich die nachfolgenden 1:40 Stunden überstehe.
Allerdings bin ich beim Bergabgehen so auf den Weg und die vielen Leute um mich rum konzentriert, dass ich kaum etwas von der spektakulären Umgebung mitkriege. Und weil ich mich auch erst wieder an die Wanderstöcke gewöhnen muss, mache ich am Anfang auch kein einziges Foto, bis wir auf den typischen Stau vor einem der Standard-Fotomotive für Showaufnahmen treffen. Die müssen wir natürlich auch machen und so lege ich zum ersten Mal meine Wanderhilfen beiseite und packe endlich meine Kamera aus.
Queen Victoria
Auf die namensgebende Felsformation weist ein Schild hin, das auch dringend nötig ist. Sonst würde hier wohl kaum jemand „Queen Victoria“ erkennen, nicht einmal ich. Und ich habe bei bizarren Felsformationen wirklich eine erstaunliche Fantasie, die mir heute aber scheinbar irgendwie abhanden gekommen ist, wohingegen ein französischsprachiger Wanderer mühelos das Gesicht und die Arme erkennen kann. Den Rest verstehe ich nicht mehr. Mein Schulfranzösisch ist schon ein wenig eingerostet. Neben Französisch und Deutsch kann ich auch Spanisch und Holländisch identifizieren. Das „TÜÜT“ hinter uns kommt definitiv von einem Landsmann, der es eilig hat, aus dem unspektakulären Waldstück raus zu kommen, das den Blick auf den spektakulären Teil des Bryce Canyons verdeckt. „Nix TÜÜT! Stau!“
Erste Regentropfen
Vielleicht spürt unser ungeduldiger Landsmann auch schon die ersten Regentropfen und befürchtet ein nahendes Unwetter. Das ist aber eher unwahrscheinlich, weil auch immer wieder die Sonne raus kommt, erfreulicherweise auch an besonders fotogenen Stellen. Also hantiere ich doch ab und zu mit Wanderstöcken und Kamera rum, um auch meinen Beitrag zur fotografischen Dokumentation der Wanderung zu leisten, obwohl ich weiß, dass ich mich da auf Manfred verlassen kann.
Gesperrter Wanderweg
Der Wall Street - Teil des Navajo Loop ist wegen Schäden am Wanderweg aufgrund von starkem Regen und Schneeschmelze gesperrt. Wir ahnen noch nicht, dass der Wanderweg am nächsten Tag auf der Wanderung vom Bryce Point zum Navajo Loop auch in ziemlich schlechtem Zustand sein wird.
Der Untergrund
beim steilen Aufstieg ist nicht besonders gelenkfreundlich und ich spüre auch
mein linkes Knie, das ebenfalls schon mehrfach verletzt war und immer wieder
Probleme macht und so bin ich echt froh, als wir nach 1:40 Stunden wieder am
Rim sind und auf dem geteerten und flachen Rim Walk zu unserem Auto zurückgehen
können, ganz bequem, ohne Wanderstöcke und mit vielen Fotostopps.